Definition Schmerz: Schmerz ist als unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis, das mit tatsächlichen und/oder möglichen Gewebeschäden verbunden ist! Dies entspricht der Definition nach der Internationalen Gesellschaft für Schmerzforschung (IASP). Als tatsächliche Gewebeschädigung kann man nun die Fibromyalgie bezeichnen, die wie vor kurzem bestätigt, eine Schädigung der kleinen Nevenfaserendigungen sind. Als potentielle Gewebeschädigung betrachten sie bitte die Kopfschmerzen nach der alkoholreichen Party, die auf eine serotonininduzierte Gefässerweiterung im Kopfbereich beruht.
Definition Krankheit: Da die Medizin nach dem Reiz-Reaktions-Prinzip funktioniert und der Körper eine physikalisch-chemische Maschine ist, so wird Krankheit als räumlich lokalisierbare Störung in einem technischen Betrieb definiert, der zwar eine sehr komplexe, aber auf Grund des technischen Vorbildes doch überschaubare Struktur besitzt. Somit ist jede Erkrankung im Körper eine Betriebsstörung, die nach einem klar definierten Plan behoben werden muss. Krankheiten sind Rohrbrüche, Kurzschlüsse, Transportprobleme (Durchblutungsstörungen oder Verstopfung im Darm etc.), die nach einem ganz bestimmten Schaltplan (Therapieschema) behoben werden können!
Definition Form-Funktions-Veränderung: Nur eine totale Integrität des ganzen Bewegungs- und Stützapparates gewährleisten eine normale funktionierende Bewegung. Form-Funktions-Veränderungen bedeutet somit eine Betriebsstörung im Bewegungs- und Stützapparat. Erste Funktionsausfälle äussern sich ausschliesslich als Schmerz! Durch die orthopädischen Formveränderungen werden Schmerzfasern und freie Nervenendigungen gereizt und somit entsteht eine Schmerzempfindung.
Definition neuropathischer Schmerz: Es sind Schmerzprozesse, die strukturelle und funktionelle Läsionen am Nervensystem aufweisen und somit Störungen und Veränderungen der Schmerzwahrnehmung bewirken.
Unter dieser Voraussetzung ist es selbstverständlich, dass Betriebsstörungen im grössten Organsystem, Folgen auf den ganzen Körper haben. Da der Schmerz die erste Erscheinung einer Panne darstellt, gilt dem Schmerz die grösste Aufmerksamkeit. Bleibt aber der Schmerzprozess unbeachtet und bleibt bestehen, so wird dieser chronisch und es sind weitere Störungen im ganzen System „Körper“ unausweichlich. Somit werden wir im Folgenden die Schmerzprozesse und dessen Therapie unter folgenden Aspekten betrachten:
Wie entsteht der Schmerz? Als Grundlage ist die Nozizeption! Darunter versteht man ein ganzes Rezeptorensystem, also Fühler, die mechanische, thermische und chemische Reize empfangen und weiterleiten. Solche Fühler sind in der Haut aber auch in der Muskulatur und in tiefer liegenden Organen vorhanden. Durch dessen Stimulation werden diese Informationen via Rückenmark, Hirnstamm ins Mittelhirn und anschliessend ins Grosshirn transportiert und dort als Schmerz bewusst wahrgenommen und dafür auch adäquate Reaktionen ausgelöst. Zur Unterstützung hat der Körper auch diverse Schmerz- und Entzündungsmediatoren (spezielle Substanzen), die diese Prozesse untermauern. Durch die Gewebeschädigung werden diese Entzündungsmediatoren, zum Beispiel Bradykinin oder Serotonin ausgeschüttet. Diese aktivieren ebenso diese Nozizeptoren und lösen auf diese Weise ebenfalls einen Entzündungs- und Schmerzprozess aus.
Welche Symptome haben wir bei Schmerzpatienten? Als allgemeine Zeichen haben wir Schwellungen, Rötungen und vermehrte Wärme, oder aber auch Abgeschlagenheit und Leistungsverlust. Dies sind auch Zeichen einer Entzündung. Im Speziellen sind dies aber: vermehrtes Kratzen und Reiben am Kopf oder Fang, Augenausfluss von wässrig bis weisslich schleimig, verkleinertes Auge, ein- oder beidseitig, ringförmiger, haarloser Hof ums Auge, bei der Leishmaniose kann man einen zum Verwechseln ähnlichen Augenring haben, punktueller Haarausfall am Kopf, vermehrtes Kopfschütteln, als Vergleich Headshaker beim Pferd (nicht lichtinduziert), ein- oder beidseitiges Kratzen hinter den Ohren, ohne dass diese verschmutz oder mit Parasiten befallen sind (Ramus cutaneus des C1- Nerven), ein- oder beidseitige Atrophie (Muskelrückgang) der Mm. Masseter und/oder Temporalis (Kaumuskeln und Kopfmuskel) Süsslicher Geruch aus Ohr und/oder Mund ohne bakterielle Infektion im Mund oder Ohren. Vermehrte oder verminderte Speichelproduktion ohne Beteiligung von Infektionen (Speicheldrüsen) oder defekten Zähnen! Weitere Symptome diesbezüglich sind Licht- und Geräuschempfindlichkeit. Sie alle gehören in das Kapitel der Kopfschmerzen beim Hund, einerseits als Migränetyp (zeitlich begrenzter) oder als Clusterschmerz(regional begrenzter Schmerz)! Es ist korrekt, dass Kopfschmerzen sehr schwierig zu diagnostizieren sind, aber die oben erwähnten Symptome sind klar Ausdruck dafür. Eine umfangreiche Anamnese bezüglich Verhalten und Aktivität vor und nach Behandlung geben Aufschluss über diese Problematik. Ein weiterer Komplex von Schmerzprozessen betrifft die Region der Brustwirbelsäule. Als Kardinalsymptom ist das „Hüsteln“ zu nennen, aber auch Radiärschmerzen(Taubheitsgefühle) entlang der Schultergliedmassen mit Benagen und Lecken und Überempfindlichkeit der Gliedmassen mit Wegziehen, im weiteren sind Durchblutungsstörung in dieser Region möglich. In diesem Fall fühlen sich die Gliedmassen kalt an und es kommt ebenfalls zu Taubheitsgefühlen. Die Ursache ist eine Reizung des Nervenstrangs plexus brachialis mit zusätzlicher Durchblutungsstörung des Gefässknotens. Oft sind weitere Symptome wie Einknicken in der Schultergliedmasse, Hangbeinlahmheiten dieser, oder aber auch Muskelrückgang der Schultergürtelmuskulatur vorhanden. Nebst dem Schultergürtel kann aber auch der ganze Rippenkasten betroffen sein. Die typischen Symptome sind Atembeschwerden und Berührungsempfindlichkeit in diesem Bereich. Personen die gequetschte oder gebrochene Rippen bereits selber hatten, kennen die Schmerzen bei Bewegung, beim Liegen oder beim Atmen und bei Belastung! Dies ist nur ein kleiner Auszug von Schmerzsymptomen, die zum Teil nicht als Schmerzreaktionen angesprochen werden.
Beim neuropathischen Schmerzprozess haben wir als Hauptvertreter, der möglichen Erkrankungen, das sogenannte „Leck Granulom“, das oft als Tick abgetan wird. Werden nur die sekundär auftretenden Hautinfektionen therapiert, nicht aber die zu Grunde liegende Schmerzerkrankung, sind diese „Leck Granulome“ sehr frustrierend für den Haustierarzt in der Behandlung.
Das Ziel der Therapie ist in erster Linie die Wiederherstellung der normalen „orthopädischen Form“, sprich die Orthostatik und die Orthodynamik! Darunter versteht man eine normale, anatomische Stellung und Beweglichkeit der Gelenke, Bänder und Muskeln. Anderseits ist auch die Wiederherstellung der anatomischen Funktionalität des orthopädischen Systems erreicht und damit die Auslöschung der Schmerzen! Durch die Therapie der „Form-Funktions-Veränderungen“, werden die freien Nervenfasern sowie Gelenks- und Muskelrezeptoren wieder beruhigt und müssen nicht mehr Alarm schlagen! Die Therapie muss einerseits peripher, im Muskuloskeletalen System erfolgen, aber auch zentral, um die Schmerz Verschaltung zu regulieren und zu löschen. Zentral bedeutet Hirnstamm in Richtung Grosshirnrinde!